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Hans Schwalm

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Hans Schwalm reports on a meeting with SS-Obersturmführer Dr. Vollberg of the SD on October 23, 1942. The meeting focuses on the anti-German sentiment of the Norwegian science community. It is noted that the University of Oslo had been rejecting members of Nasjonal Samling and German patience was wearing thin. They additionally discussed individual scientists with anti-German sentiments, including Anton Wilhelm Brøgger, Sigurd Grieg, Carl Marstrander, and Johannes Bøe. Of particular concern was the appointment of Johannes Bøe to a prestigious position without consulting the German occupiers. Schwalm asked to be informed on such topics. They additionally discussed Eberhard Günther Kern of the Language School Kern, noting that while he had valuable connections and knowledge, his personal behavior could be damaging to their cause. The final topic was the destruction of archaeological sites by the Wehrmacht and the need to find ways to secure the discoveries. Vollberg noted that the Wehrmacht would not allow Norwegian scientists to participate, so a team of German scientists was required. It was finally noted that the poor relations between Higher SS and Police Leader Redieß and the Wehrmacht was an obstacle. Vollberg asked that Schwalm investigate whether the Reichskommissariat might be involved, as their relations with the Wehrmacht were much better.

Date

10-25-1942

Document Type

Report

City

Oslo

Keywords

Ahnenerbe, SD, Sicherheitsdienst, Language School Kern, National Socialist German Workers' Party, NSDAP, Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, NS, Nasjonal Samling, Deutsche Akademie, German Academy, Reichskommissariat, Schutzstaffel, SS, University of Oslo, Waffen-SS, German Archaeological Institute, Deutsches Archäologisches Institut, Römisch-Germanischen Kommission, Romano-Germanic Commission, Frisinnede Venstre, Free-minded Liberal Party, Bygdöy Museum, Bergen Museum, Wehrmacht, Norway, Oslo, Denmark, Germany, Sweden, Lista, Vest-Agder, England, Celtic culture, Celts, Nazi Germany, Nazism, Third Reich, World War II, German occupation of Norway, Germanic culture, language, linguistics, Opposition, Operation Weserübung, National Socialism, pan-Germanism, pan-Germanicism, Germanic history, Viking era, Norwegian politics, scientific research, prehistory, military, intelligentsia, Celtic language, Celtic studies, comparative language, Oldsak collection, resistance, proto-Germanic culture, runes, Vikings, biodynamische wirtschaftsweise, BDW, archaeology, Hans Schwalm, Josef Terboven, Alfred Huhnhäuser, Wilhelm Redieß, Eberhard Günther Kern, Herbert Noot, SS-Obersturmführer Dr. Vollberg, Ragnar Skancke, Heinrich Sahm, Anton Wilhelm Brøgger, Ernst Sprockhoff, Jacob S. Worm-Müller, Fredrik Paasche, Sigurd Grieg, Carl Marstrander, Johannes Bøe, Haakon Shetelig

Disciplines

Ethnic Studies | European History | Scandinavian Studies | Social and Cultural Anthropology

Comments

Includes handwritten notes.

Sender

Hans Schwalm

Corresponds to:

Folder 05, Document 18

Language

German

Transcription

Vertraulich!

Vermerk

Betr.: Besprechung mit SS-O'Stuf. Dr. Vollbert (SD) am 23.10.42.

1.) Lage an der Universität

Die Lage an der Universität hat sich in den letzten Wochen in keiner Weise gebessert, eher verschlechtert, Die Hartnäckingkeit, mit der die Aufnahme von NS.-Studenten abgelehnt wird, wozu sich nun noch der Fall eines Angehörigen der Waffen-SS (mit 1 1/2 Jahre Fronteinsatz) gesellt hat, wird doch wohl über kurz oder lang ganz energische Gegenmaßnahmen erfordern. Die von deutscher Seite gezeigte Langmut wird scheinbar doch falsch ausgelegt.

2.) Führende Wissenschaftler auf dem Gebiet der Archäologie und Vorgeschichte

a) Alle sogenannten führenden Männer auf diesem Gebiet sind heute ausgesprochen deutschfeindlich. Den mir überreichten Akten bezüglich der vorgeschichtlichen Funde in Norwegen konnte ich einen Zettel entnehmen, auf dem Prof. Sprockhoff anfragt, warum Prof. A.W. Brögger (geb. 11.10.84, Prof. für Archäologie) eingesperrt ist. "Ein solcher Mann der norwegischen Vorgeschichte sollte nicht als Geißel sitzen". SS-O'Stuf. Dr. Vollbert sieht auch in dieser Anfrage wiederum eine Bestätigung für das völlige Unverständnis der deutschen Wissenschaftlicher für die geistespolitische Lage in Norwegen. In fast allen Fällen, wo man von Seiten des SD erwiesenermaßen England-Hilfsdienst-leistende norwegische Wissenschaftlicher angefaßt hat, konnten diese Briefe deutscher Wissenschaftler neuestens Datums vorweisen, in denen Sympathiekundgebungen, wenn auch nur solche wissenschaftlicher Natur, enthalten waren. Brögger ist Mitglied des Deutschen archäologischen Instituts. Wahrscheinlich kommt daher die Anfrage von Sprockhoff, der ja Leiter der römisch-germanischen Kommission des Deutschen archäologischen Instituts ist.

(Anfrage an das "Ahnenerbe": Kann festgestellt werden, ob das Deutsche archäologische Institut Brögger nach wie vor als Mitglied behandelt und führt?)

Brögger ist vor 1 1/2 Jahren festgesetzt worden, weil er zum Kreise Worm-Müller und Paasche gehörte und im Verdacht stand, die Absicht zu haben, nach England zu flüchten. Brögger hat noch 2 Tage vor dem Einmarsch eine große Rede gehalten, in der er in den schärftsten Tönen von der Barbarei und Freiheitsberaubung durch den Nationalsozialismus gesprochen hat. Es war eine der schärfsten Reden, insbesondere wegen ihrer geschickten Form der Einkleidung, die gegun uns gehalten worden sind. Dann weigerte sich Brögger, die archäeologischen Fundschätze für deutsche Wissenschaftler zugänglich zu machen. Er erklärte, während des Krieges keinem Feind eine Besichtigung gestatten zu wollen. - Brögger soll übrigens jetzt, und zwar noch am Tage der Besprechung nachmittags auf Grund eines Antrages von SS-O'Stuf. Dr. Vollberg aus der Haft entlassen werden. Der Antrag ist sowohl vom Reichskommissar wie vom Höheren SS- und Polizeiführer genehmigt worden. Es bedarf nur noch einer letzten Abmachung mit Brögger. Dr. Vollberg hat in den 1 1/2 Jahren oft mit Brögger gesprochen und dieser hat ihm in der letzten Zeit einen Brief geschrieben, in dem er betont, daß er in den 1 1/2 Jahren genügend Zeit gehabt hätte nachzudenken und daß er zu der Überzeugung gelangt sei, daß die Welt, für die er bisher gekämpft habe (Brögger war Mitglied der Venstre-Partei, also Linksdemokrat), ein für alle Mal verloren gegangen und auch nie wider aufzurichten sei. Er habe daher auch nicht die Absicht, weiter für diese Ideologie zu kämpfen.

Sigurd Grieg (geb. 22.8.1894, Underbestyrrer der Oldsaksamling und des Bygdöy-Museums) betreut die Oldsaksamling und die vorgeschichtlliche Abteilung des Bygdöy-Museums. Er ist bisher unbehelligt geblieben, obwohl er einer der schärfsten Gegner Deutschlands ist. Er hat es gewagt, Herrn Min.rat Dr. Huhnhäuser bei einer Führung durch die Bygdöy-Sammlung rundweg ins Gesicht zu erklären, daß er anstatt hier einen Feind herumzuführer, seine Zeit eigentlich dafür verwenden müsse, sein großes Buch gegen Deutschland zu Ende zu schreiben, das er aber erst nach dem Kriege herausbringen wolle, weil er sonst wohl nichts Gutes von den Deutschen zu erwarten hätte. Man ist gegen den Mann nicht eingeschritten, weil er ruhig sein Buch erst einmal zu Ende schreiben soll und man ihm nicht Gelegenheit geben will, sich als Märtyrer aufzuspielen, was er scheinbar durch diese Äußerung gegenüber dem Vertreter des Reichskommissariats erreichen wollte. In der Folge hat sich Grieg, wie mir bekannt ist, nicht geweigert, Bildmaterial, das aus der Oldsaksamling erbeten wurde, auszufolgen, wenngleich er auch nicht mehr tut als genau das, was von ihm verlangt wird.

c) Der hervorragendste fachmann auf dem Gebiet der vorgesch. Steinzeichnung Prof. Carl Marstrander (geb. 26.11.1883, seit 1913 Prof. für keltische Sprachen an der Universität Oslo, Keltologe, vergleichende Sprachforschung und Runenfachmann) hat sich erwiesenermaßen so aktiv für England betätigt (Angaben können aus Gründen der militärischen Sicherheit nicht gemacht werden), daß er viele Monate Gefängnis abgesessen hat und erst jetzt seit kurzem wieder frei ist. Jede Zusammenarbeit mit ihm muß streng unterbleiben.

d) Besonders charakteristisch für die ganze wissenschaftspolitische Lage ist der Fall Prof. Bøe, Johannes (geb. 17.10.1891, bisher Konservator am Bergen-Museum, Prähistoriker), der jetzt zum Nachfolger für den ebenfalls sehr deutschfeindlichen bisherigen Direktor des Bergener Museums Shetelig ernannt worden ist. Diese Ernennung durch das Ministerium Skancke erfolgte auf Grund eines internationalen (!) Gutachtens unter Heranziehung von dänischen und schwedischen Fachmännern, wie es die bisherigen Universitätsstatuten voersehen und ermöglichen. Eine Heranziehung deutscher Fachmänner, die bei Einholung von schwedischen und dänischen Gutachten unbedingt zu erfordern verlangen gewesen wäre, ist trotz Einschreitens der deutschen Dienststellen des Reichskommissariats nicht durchzusetzten gewesen. Auch hat das Ministerium Skancke die Ernennung nicht abzulehnen gewagt, weil es in der jetzigen Hochschulkrise eine Brüskierung der Wissenschaftskreise fürchtete. Wir müssen also feststellen, daß nach 2 1/2 Jahren deutscher Besetzung die Berufung eines Prähistorikers ohne jede deutsche Beteiligung erfolgt, und zwar noch dazu eines Mannes, der nachweislich seit Jahren bemüht ist, den Anschauungen der deutschen Vorgeschichte hinsichtlich der Einheit und Höhe der urgermanischen Kultur mit allen Mitteln entgegenzutreten. Der von deutscher Seite gegen die Berufung von Bøe auf das Ministerium von Skancke ausgeübte Druck ist ohne Erfolg gewesen.

3.) Bessere Information des "Ahnenerbe"-Vertreters auf Wissenschaftsgebiet durch den SD:

Die oben bekanntgegebenen Einzelheiten und Tatsachen, insbesondere der Fall Bøe veranlaßten mich, die Bitte auszusprechen, daß ich vom SD über derartige Entwicklungen laufend informiert werde. SS-O'Stuf. Dr. Vollberg erklärte sich für nicht zuständig und bat, diese Frage mit dem Leiter des SD, SS-Stubaf. Noot zu regeln. Ich würde wohl noch eine ganze Zeit benötigen bis ich mich in alle diese Dinge eingearbeitet hätte. Bis dahin sei bei Schritten gegenüber Norwegern allergrößte Zurückhaltung und Vorsicht geboten.

4.) Leiter der hiesigen Sprachschule Kern.

Ich berichtete über meine lange Unterredung mit Kern. Kern ist als ein typischer Kurbler anzusprechen, der ein maßloses Geltungsbedürfnis hat und sich für den entscheidenden Mittelpunkt des deutsch-norwegischen Kulturlebens hält. Seine Fähigkeiten als Sprachlehrer seien nicht zu bezweifeln. Es sei daher nur zu bedauern, daß er ein solch krankhaftes Geltungsbedürfnis habe, auf Grund dessen er weit über seine wirklichen Fähigkeitein hinaus eine politische und gesellschaftliche Stellung beanspruche, die ihm nicht zukomme. Parteigenosse sei er erst lange nach 1933 geworden. Schon der deutsche Gesandte Sahm habe ihn als für einen Schädling für das deutsche Ansehen gehalten, weil er sich in der Folge dann als 200%iger Nazi in alles eingemischt und dadurch nur dem Ansehen der Bewegung geschadet habe. Manche falsche Ansichten hiesiger Intellektuellen Kreise über den Nationalsozialismus gingen auf das Verhalten Kerns zurück. Das soll nicht heißen, daß Kern etwa Wesen und Idee des Nationalsozialismus unrichtig dargestellt hat, vielmehr beziehe sich diese Kritik auf sein persönliches Verhalten. Kern setzt sich auf jedes Pferd, das auch nur in seiner Nähe vorbeireitet. Er hat alles immer schon seit Jahren ebenfalls vertreten.

In der Zusammenarbeit mit ihm sei daher größte Vorsicht anzuraten. Andererseits sei nicht zu bezweifeln, daß er über zahllose Verbindungen zu Norwegern verfügt. Es bestehe jedoch immer die Gefahr, daß eine von ihm angebotene Vermittlung von ihm seinen norwegischen Freunden gegenüber als eigen Initiative dargestellt werde.

Die Annahme Kerns, daß die Deutsche Akademie ihn und seine Sprachschule ausbooten wolle, sei mehr oder weniger aus der Luft gegriffen. Huhnhäuser sei gern bereit, sich mit ihm zu verständigen, wenn er sich an Vereinbarungen hielte und nicht immer ganz plötzlich repräsentative Veranstaltungen mit groß Geldmitteln (es ist unbekannt, woher er sie hat) machen würde, die nicht zu seinen Aufgaben gehören können und die er auch nicht solide genug als Alleingänger beschaffen könne.

5.) Sicherung vorgeschichtlicher Funde:

Auf Befragen teilt SS-O'Stuf. Dr. Vollberg mit, daß ihm auch ständig Mitteilungen darüber zugehen, daß wertvolle vorgeschichtliche Denkmäler und Funde zu tausenden (!!!) durch die Wehrmacht rücksichtlos vernichtet würden, insbesondere durch Unkenntnis und mangelnde Betreuung. Das gelte besonders für das Gebeit von Lista, einem der wichtigen Ausgangspunkte des norwegischen Wikingertums. Es scheint also, daß die Tätigkeit Prof. Sprockhoffs in diesem Gebiet ebenfalls nicht ausreicht. Ich bat SS-O'Stuf. Dr. Vollberg, mir alle derartigen Nachrichten zukommen zu lassen, fürchte jedoch, daß er seine Zusage nicht enthält, weil er einfach nicht Hilfskräfte genug hat, um derartige Wünsche zu erfüllen. SS-O'Stuf. Dr. Vollberg würde es sehr begrüßen, wenn die Frage der Sicherung solcher Funde nun endlich einmal richtig organisiert wird, glaubt allerdings, daß bei dem riesenhaften Umfang der Befestigungsarbeiten und dem Reichtum an vorgeschichtlichen Funden diese Aufgabe nur mit einem größeren Stab von deutschen Wissenschaftlern zu bewältigen sei. Die Heranziehung von Norwegern würde durch die Wehrmacht bestimmt restlos abgelehnt werden. So habe er jetzt einen Fall ablehnen müssen, wo ein norwegischer Prähistoriker (der Name wurde nicht genannt) die Bitte ausgesprochen habe, im Wehrmachtbereich von Vestagder Ausgrabungen vornehmen zu dürfen, weil dort durch die Befestigungsarbeiten Fundstätten zertrümmert würden.

SS-O'Stuf. Dr. Vollberg bat zu erwägen, ob der Weg über den Höheren SS- und Polizeiführer in dieser Angelegenheit zum Ziel führen würde. Der Höhere SS- und Polizeiführer und die Wehrmacht stehen sich nicht gut, so daß es nicht sicher ist, daß eine so weitgehende Vereinbarung, wie sie hier notwendig wäre, auf die Bereitschaft des B.d.W. stößt, wenn die Wünsche vom Höheren SS- und Polizeiführer aus vorgetragen werden. Das Verhältnis des Reichskommissars zur Wehrmacht sei wesentlich besser. Auch bittet mich SS-O'Stuf. Dr. Vollberg zu klären, ob nicht der Reichskommissar überhaupt für diese Sachen zuständig sei, vielleicht könnte das durch ein Gespräch mit Min.rat Dr. Huhnhäuser sofort festgestellt werden.

Oslo, am 25.10.42

Schwalm
SS-Hauptsturmführer

Rights

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Report from Hans Schwalm on a Meeting with SS-Obersturmführer Dr. Vollberg, October 25, 1942

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