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Bruno Schweizer

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Schweizer describes the results of a trip to Scandinavia designed to investigate opportunities for collaboration with Scandinavian scholars and set goals for language and dialect research, with particular focus on the development of Scandinavian and Germanic language atlasses. The report describes several opportunities for collaboration and names of potential resources, but describes a fraught political situation where collaboration must be conducted privately for fear of backlash for the Scandinavian scholars involved.

Date

5-15-1944

Document Type

Report

City

Munich

Keywords

Hans Schwalm, Bruno Schweizer, Sigurd Kolsrud, Ingerid Dal, Josef Terboven, Nielsen, Olaf Grip, Ahnenerbe, language politics, University of Oslo, German occupation of Norway, Germanic culture, dialect, language, linguistics, South German, language atlas, Scandinavian language atlas, German language atlas, West Norwegian, Reichskommisar for Norway, Reichskmossiariat Norwegen, Reich Ministry of Science, Education and Culture, Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Mölfore Archive, Elwert Buchhandlung, Norway, Oslo, Diessen, Bavaria, Bayern, Oberfranken, Upper Franconia, Bayreuth, Denmark, Scandinavia, Germany, Marburg, Waischenfeld, Mandal, Schutzstaffel, SS, Ahnenerbe, Munich

Disciplines

Ethnic Studies | European History | Scandinavian Studies | Social and Cultural Anthropology

Sender

Bruno Schweizer

Recipient

Ahnenerbe

Corresponds to:

Folder 05, Document 05

Language

German

Transcription

An
das Ahnenerbe

Waischenfeld
B/Bayreuth OF.

Kurzer Bericht
über Informationsreise nach Norwegen und Dänemark
vom 23.April 44 - 13.Mai 44.

Zweck der Reise war

  1. die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit mit skandinavischen Gelehrten zu prüfen,
  2. die Zielsetzung einer grossgermanisch ausgerichteten Dialektforschung vorzubereiten.

Beides wurde in wünschenswertem Ausmass erreicht, trotzdem die politische Atmosphäre als ausserordentlich ungünstig bezeichnet werden muss.

Zu punkt 1 ist zu sagen, dass die Zusammenarbeit mit den an einzelnen Instituten oder Universitäten der besetzten skandinavischen Länder tätigen Gelehrten nur privat und persönlich erfolgen kann und jeder amtliche oder offizielle Hintergrund zum Abbruch der Beziehungen führen würde, da die betreffenden Gelehrten von Seiten ihrer Kollegen und Schüler völligen Boykott, wenn nicht von politischen Attentätern noch Schlimmeres zu erwarten hätten. Abgesehen von diesen politischen Hemmungen zeigte sich jedoch eine weitgehende Aufgeschlossenheit für die in Frage stehenden wissenschaftlichen Probleme und eine Bereitwilligkeit zur Zusammenarbeit, wie man sie leider bei manchen entsprechenden deutschen Gelehrten vermissen muss.

Zu punkt 2 kann gesagt werden, dass sich meine Arbeit zunächst auf eine Vergleichung der in Skandinavien und im süddeutschen Raum bisher angewandten Forschungsmethoden auf dem Gebiete der Volkssprache beschränken muss. Sobald diese Vergleichung genügend weit gediehen ist, kann auf ihrer Grundlage

  1. der Plan eines gemeinskandinavischen Sprachatlasses ausgearbeitet werden,
  2. aber auch die Idee eines gemeingermanischen Sprachatlasses der Verwirklichung näher gebracht werden.

Praktisch gesehen kommt es vor allem darauf an, die für solche weitgreifende Unternehmungen nötigen Mitarbeiter heranzubilden. Da es ziemlich aussichtslos ist, die notwendigen Kräfte gegenwärtig in Deutschland selbst zu finden, andererseits aber auch die erforderliche eingehende Sprachkenntnis nur bei Skandinaviern vorhanden ist, schlage ich vor, zunächst 2 norwegische Studenten, die z.Zt. in Deutschland interniert sind, und von denen ich in Norwegen erfuhr, dass sie bereits recht tüchtig auf dem Gebiete der Dialektforschung gearbeitet haben, aus ihrem Lager zur aktiven Mitarbeit an meinem Institut heranzuziehen. Ich beantrage, dass sogleich Schritte unternommen werden, dies zu verwirklichen. Die Namen der beiden lauten:

  1. Grip Olaf, der über einen westnorwegischen Dialekt gearbeitet hat
  2. Herr Nielsen aus Mandal in Südostnorwegen, der ebenfalls eine Dialektarbeit geschrieben hat.
Ein Antrag zur Freigabe der beiden ist bereits von Professor Dr. Schwalm beim Reichskommissar für Norwegen eingereicht worden und ich nehme an, dass dieser das Ergebnis seiner diesbezüglichen Bemühungen sofort nach Waischenfeld oder Berlin richten wird. Ich bitte mich alsdann sofort zu verständigen, damit ich sogleich die nötigen Vorbereitungen zur Unterbringung der beiden Studenten hier am Orte treffen kann. Ich bitte mir alsdann acuh alle diesbezüglichen Weisungen etc. zukommen zu lassen. Frau Professor Dal, Germanistin an der Osloer Universität, stellte mir ferner in Aussicht, bis zum Herbst (etwa September) eine norwegische Studentin als sprachkundige Mitarbeiterin ausfindig machen zu können und ebenso wäre es möglich, durch meine Beziehungen zu dänischen Gelehrten einen oder zwei Mitarbeiter bezw. Mitarbeiterinnen für die dänischen Verhältnisse zu bekommen.

Die Voraussetzung für eine gedeihliche Arbeit im Sinne des weitgreifenden Planes ist eine mindestens halbjährige Einschulung der Mitarbeiter in einheitliche Arbeitsmethoden. Selbstverständlich erwarten die ausländischen Mitarbeiter vollen Ersatz ihrer Reisespesen und eine angemessene Entlohnung. Ich bitte diese Dinge von vorneherein grundsätzlich so zu regeln, dass ich genau weiss, was ich den Leuten anbieten darf.

Sobald die skandinavischen Mitarbeiter genügend eingearbeitet sind, wird von hier aus die genaue Planlegung für einen gesamtskandinavischen Atlas in Angriff genommen, wozu vor allem die Vorbereitung der Wortlisten und Fragebücher gehört, die sich meiner vorläufigten Schätzung nach auf mindestens zweitausend Vokabeln erstrecken müssen. Diese Listen werden so ausgewählt werden, dass sie sowohl die dialektgeographisch als auch kulturhistorisch am ergiebigsten Worte aussuchen, die später dann zum gemeingermanischen bezw. europäischen Atlas erweitert werden können.

Hinter verschlossenen Türen berichteten mir sowohl die norwegischen wie auch die dänischen einschlägigen Gelehrten, wie gross ihr Interesse an unseren süddeutschen Forschungen und Forschungsergebnissen sei und dass sie schon früher die Fühlungnahme und Zusammenarbeit angestrebt hätten, aber gegewärtig durch die politisch bedingte Feindseligkeit ihrer Kollegen und Schüler daran gehindert würden. Professor Kolsrud in Oslo, der zuständige Dialektforscher, möchte sich schon länst in der Handbibliothek seines Institutes deutsches Vergleichsmaterial anschaffen, darf es jedoch nicht wagen, einen diesbezüglichen Antrag an seine vorgesetzte Stell zu richten. Ich werde versuchen, ihm zunächst einige Sonderdrucke und ähnliches von mir selbst zu verschaffen, besonders wichtig wäre aber für ihn der Besitz der bisher erschienenen Lieferungen des deutschen Sprachatlasses (ich glaube es sind 12), die bei der Buchhandlung Elwert in Marburg/Lahn herauskommen. Diese Sprachatlaslieferungen werden vom Reichsunterrichtsministerium an sämtliche höheren Schulen Deutschlands gratis versandt und ich glaube, es wäre sicherlich möglich, ein komplettes Exemplar für das Molföre Archiv in Oslo abzustellen, womit bereits ein wichtiger Schritt zu künftiger Zusammenarbeit getan wäre. Vielleicht stünden auch noch andere einschlägige Schriften für diesen Zweck zur Verfügung?

Ich bitte mir recht bald die Stellungnahme zu oben berührten Punkten zukommen zu lassen, damit sich das skandinavische Arbeitsvorhaben rasch weiter entwickeln kann.

Heil Hitler!

Dr. Schweizer

Rights

Please contact the Myrin Library Special Collections Department for permissions to use this document. https://www.ursinus.edu/library/archives-special-collections/

Report from Dr. Schweizer on a Trip to Norway and Denmark, May 15, 1944

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