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Hans Schwalm

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Description

In this confidential note, Schwalm discusses a book by German professor Martin Gerlach titled "Norwegian History". Ministerial Councilor Huhnhäuser had several objections to the book's content, with which Schwalm agrees upon a cursory review of the manuscript. The objections relate to the author's Christian perspective and lack of focus on pre-Christian pan-Germanic cultural heritage. It is noted that the book fills a missing gap, that of the German perspective on Norwegian history, and would therefore sell well and be considered the official position of German authorities, due to the regime's reputation for censorship. The letter concludes with a three point plan to prevent printing and distribution of the book in question.

Date

10-17-1942

Document Type

Report

City

Oslo

Keywords

Nazi Germany, Nazism, nordic culture, Third Reich, World War II, Norse history, German occupation of Norway, Norway, Oslo, Germanic culture, Reichskommisar for Norway, Reichskmossiariat Norwegen, National Socialism, National Socialism, pan-Germanism, fascism, pan-Germanicism, "Norwegian History" by Martin Gerlach, Church history, Norwegian history, Christianity, Christianization of Norway, ethnology, Germanic history, Viking era, Norway, Oslo, Germany, Göttingen, Hamburg, Wolfram Sievers, Hans Schwalm, Josef Terboven, Alfred Huhnhäuser, Vidkun Quisling, Hans-Ernst Schneider, Martin Gerlach, Olaf II of Norway, Ahnenerbe, SD, Sicherheitsdienst, Reichskommissariat, Schutzstaffel, SS, Hanseatische Verlaganstalt Hamburg, Church of Norway, SD Schrifttumsreferat

Disciplines

Ethnic Studies | European History | Scandinavian Studies | Social and Cultural Anthropology

Sender

Hans Schwalm

Corresponds to:

Folder 05, Document 16

Language

German

Transcription

An SS-O'Stuf. Dr. Schneider oder
SS-O'Stubaf. Sievers persönlich!

Vermerk

Streng vertraulich!

Betr.:"Norwegische Geschichte" von Martin Gerlach.

Ministerialrat Dr. Huhnhäuser berichtet, daß ihn kürzlich Herr Prof. Martin Gerlach, Ordinarius für Kirchengeschichte in Göttingen, gegenwärtig Hauptmann in einem hier eingesetzten Regiment, aufgesucht und ihm den fertigen Umbruch einer von ihm geschriebenen norwegischen Geschichte vorgelegt habe, die in der Hanseatischen Verlagsanstalt Hamburg mit Genehmigung des Propaganda-Ministeriums (!! erteilt ohne jede Fühlungnahme mit norwegischen Dienststellen !!) zunächst in einer Auflage von 10 000 Stück (!!) erscheinen soll. Diese Geschichte ist von einem positiven christlichen Standpunkt aus, wie bei einem Kirchenhistoriker auch nicht anders zu erwarten, geschrieben. Ministerialrat Dr. Huhnhäuser hat nun gegen sehr viele Stellen des Buches erhebliche Bedenken, besonders bei der Darstellung Olav des Heiligen und der Bewertung der Christianisierung Norwegens. In einer Unterredung zwischen Huhnhäuser und Gerlach hat dieser mit Entscheidenheit erklärt, daß er niemals Abänderungen seiner Darstellung in diesen Punkten vornehmen würde, da es seine heiligste Überzeugung sei.

Huhnhäuser hat Gerlach auf die Folgen aufmerksam gemacht, die sein Verhalten unter Umständen nach sich ziehen kann. Es hat der Reichskommissar erst kürzlich die unheilvolle Verbindung, die Quisling mit der Kirche und dem Christentum eingegangen ist, als schwere Belastung herausgestellt. In einem solchen Augenblick kann nicht die erste deutsch geschriebene Geschichte Norwegens sich diesen Standpunkt Quislings voll und ganz zu eigen machen. Zudem entspricht das Buch offenkundig einem gewissen Bedürfnis, es wird daher - ganz gleich welche Qualität es hat - stark gekauft werden, und zwar sowohl von deutscher wie von norwegischer Seite; da in Norwegen jedermann davon überzeugt ist, daß es im Reich nur eine gelenkte Schrifttumspolitik gibt und daß niemand etwas schreiben darf ohne die Zustimmung der amtlichen Führungsstellen, so wird zweifellos das Buch von Gerlach als eine amtliche deutsche Anschauung der norwegischen Geschichte gewertet werden.

Ich habe Huhnhäuser in der Auffassung bestärkt, daß nichts unversucht gelassen werden darf, die Veröffentlichung des Buches in der jetzigen Fassung zu verhindern. Ich habe ihm dringend geraten, sofort Fühlung mit dem Schrifttumsreferat des SD aufzunehmen. Es wurde folgendes vereinbart:

  1. Huhnhäuser überreicht mir einen zweiten Korrekturabzug des gesamten Buchumbruchs, damit ich Gelegenheit habe, mir selbst ein eingehendes Bild von der Darstellung zu machen.

  2. Huhnhäuser veranlaßt den ihm bekannten norwegischen Drucker des Buches, den Ausdruck unter Vorbringung technischer Gründe hinauszuzögern.

  3. Es findet sobald wie möglich eine Besprechung zwischen Huhnhäuser, dem Schrifttumsreferenten des SD und mir statt, nachdem ich Gelegenheit gehabt habe, das Buch durchzuarbeiten. Auf dieser Besprechung kann dann weiteres beschlossen werden.

Nach Durcharbeitung des ersten Drittel des ingesamt 350 Seiten umfassenden Buches läßt sich die Arbeit Prof. Gerlachs wie folgt charakterisieren:

a) Es handelt sich um eine norwegische Geschichte im engsten nationalstaatlichen Sinne. Sie schließt sich völlig an die Tradition der norwegischen Geschichteschreibung seit 1905 an. Jegliche Hineinstellung der norwegischen Entwicklung in die gesamtgermanische fehlt, ja fehlt sogar für die urgermanische Zeit und selbst für die Wikingerzeit.

b) Es handelt sich um eine politische Geschichte im engeren Sinne des Wortegebrauchs. Sie ist vollgepfropft mit Namen und Daten. Nirgends ist der Versuch gemacht, sie zu einer Volksgeschichte zu erweitern. Die eingeschobenen Überblicke über "die Kultur des ... Zeitalters" beschäftigen sich vorwiegend mit den religiösen Erscheinungen.

Der Verfasser ist im strengsten Sinne christlich gebunden. Wenn er auch versucht, soweit er dafür ein Organ hat, der germanischen Zeit und ihrer religiösen Haltung gerecht zu werden, so sind doch seine Urteile und noch mehr seine Begriffe von christlicher Geschichtsschreibung her bestimmt.

Über den Fortgang der Angelegenheit wird berichtet.

Oslo, am 17.10.42.

Schwalm
SS-Hauptsturmführer

Rights

Please contact the Myrin Library Special Collections Department for permissions to use this document. https://www.ursinus.edu/library/archives-special-collections/

Confidential Statement from Hans Schwalm to Hans-Ernst Schneider and Wolfram Sievers on Objections to the Book

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