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Description

Letter regarding a document by Wildhagen which is seen as an attack on the leadership of the Atlas and the German Research Association. The document was sent to several friends of Wildhagen and some scientists abroad. The writer sees the document as damaging to their interests and wants countermeasures to be taken. The author describes Wildhagen as a power-seeker who had caused great damage to the German humanities and folklore communities.

Date

6-1-1938

Document Type

Report

City

Berlin

Keywords

Ahnenerbe, Atlas of German Folklore, Atlas der deutschen Volkskunde, maps, folklore, humanities, Reich Ministry for Science, Education and National Culture, Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, German Research Association, Deutsche Forschungsgemeinschaft, Amt Rosenberg, Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft, Emergency Association of German Science, Niederdeutschen Vereinigung für Volkskunde, Low German Association for Folklore, Berlin, Halle, Germany, Marburg, Hamburg, Meldorf, Holstein, Hannover, Freiburg, Hirschburg, Greifswald, Rudolf Mentzel, Wolfram Sievers, Matthes Ziegler, Eduard Wildhagen, Otto Lauffer, Wilhelm Pessler, Adolf Spamer, Walther Mitzka, Erich Röhr, Ernst Bargheer, Herbert Freudenthal, Friedrich Maurer, Friedrich Metz, Kaiser, Oberregierungsrat Kasper

Disciplines

European History | Folklore | Intellectual History | Social and Cultural Anthropology

Recipient

Rudolf Mentzel, Oberregierungsrat Kasper

Corresponds to:

Folder 11, Document 05

Language

German

Transcription

I. Vermerk.

1.Bei der Tagung der „Niederdeutschen Vereinigung für Volkskunde“ in Meldorf i.Holstein am 20. bis 23. Mai 1938 erfuhr ich durch Zufall von dem Vorhandensein einer bisher unter Ausschluß der Öffentlichkeit erschienen Schrift des ehemaligen Vizepräsidenten der Deutschen Forschungs-Gemeinschaft, Dr. Eduard Wildhagen, über den Atlas der Deutschen Volkskunde.

Unvorsichtigerweise hatte Professor Otto Lauffer-Hamburg ein Vertrauter und Freund Wildhagens, über diese etwas gesprächsweise verlauten lassen. Festzustellen war nur, daß die Schrift als Manuskript gedruckt erschienen sein mußte und an verschiedene Freunde von Wildhagen verschickt worden war. Da zu diesen auch Professor Spamer-Berlin gehört, rechnete ich damit, daß auch Spamer die Schrift besitzen müsse. Ich rief daher Spamer am 28. Mai 1938 auf gut Glück an, er möchte die bekannte Schrift Wildhagens, die er ihm geschickt habe, umgehend dem Ministerium zur Einsichtnahme zu schicken. Spamer ließ sich überraschen, gab den Besitz der Schrift zu und lieferte sie am nächsten Tage hier ab.

2. Dr. Eduard Wildhagen, ehemals Vizepräsident der Deutschen Forschungs-Gemeinschaft – er mußte im Sommer 1936 seine Stellung verlassen – hat, als Manuskript gedruckt, eine Arbeit über den Atlas der Deutschen Volkskunde, I Grundlagen, Berlin 1938, verfaßt. Der Inhalt der Arbeit Wildhagens ist ein getarnter Rechtfertigungsversuch über seine Arbeit als Vizepräsident der Notgemeinschaft und über seinen Einfluß auf den Atlas der Deutschen Volkskunde und dessen Werden. In Wirklichkeit stellt die Schrift den Versuch dar, seine eigenen Angelegenheiten gegen die Forschungs-Gemeinschaft aufzurollen und es zu neuen Prozessen gegen das Reichserziehungsministerium und die Forschungs-Gemeinschaft kommen zu lassen. Weiterhin versucht Wildhagenin dieser Arbeit eine Gestehungsgeschichte des Atlas zu geben, in Wirklichkeit aber stellt er nur eine Geschichte der unheilvollen Ereignisse innerhalb der deutschen Geisteswissenschaft und der deutschen Volkskunde dar, Ereignisse, die durch siene eigene Tätigkeit und Wühlarbeit enstanden waren. Die Darstellung gibt im Tenor ein beschämendes Bild der Lage der deutschen Wissenschaft bis etwa zum Jahre 1935.

Die unter Ausschluß der Öffentlichkeit erschienene Arbeit Wildhagens ist ein versteckter Angriff gegen die Forschungs-Gemeinschaft sowie die jetzige Leitung des Atlas der Deutschen Volkskunde. Dem Inhalt der Schrift nach zu schließen, hat sich Wildhagen für die Herausgabe dieser Arbeit mit Ziegler (vom Amte Rosenberg) in Verbindung gesetzt.

Der Atlas der Deutschen Volkskunde, der im Jahre 1930 zu entstehen begann, hat einen mehrfachen Wechsel in seiner Leitung erlebt. Der oftmalige Wechsel in der Leitung des Atlas der Deutschen Volkskunde ist jedesmal auf die Umtriebe Wildhagens zurückzuführen, der mit allen Mitteln jede Selbständigkeit der Atlasleiter verhinderte. Im Betriebe des A.D.V. waren durch das Wirken Wildhagens Mißtrauen der Mitarbeiter untereinander, Verleumdung usw. eingerissen. Unter den deutschen Geisteswissenschaftlern bestand, soweit sie mit Wildhagen und der Deutschen Forschungs-Gemeinschaft in Verbindung standen, dasselbe Mißverhältnis. Näheres darüber hier auszuführen, ist unnötig; die Akten Wildhagen und der Fall Wildhagen sind zur Genüge bekannt.

Im Herbst 1936 waren einige Probedrucke von Atlaskarten vorhanden, die Wildhagen seitens der Forschungs-Gemeinschaft an Wissenschaftler des In- und Auslandes hatte schicken lassen, obwohl Wildhagen an dem Zustandekommen dieser Karten keinen unmittelbaren Anteil gehabt hat. Wildhagen hat es immer verstanden, sich den Anstrich eines großen Wissenschaftlers zu geben; durch die Geldmittel der Deutschen Forschungs-Gemeinschaft hatte er jegliche Fäden und Menschenschicksale in der Hand gehabt.

Die neue Leitung des A.D.V. wird durch die Angriffe in der Schrift Wildhagens nicht betroffen, da sie erst im Mai 1937 ihr Amt antrat, die Schrift aber, der Einleitung entsprechend, im Juni 1936 angeblich abgeschlossen ist. Im Vorwort versucht Wildhagen die jetzige Atlas-Leitung „Plagiat“ vorzuwerfen. Er schreibt „Dem Vernehmen nach sollen die Karten des A.D.V. unter Weglassung einiger Gebiete und der Namen der Bearbeiter unter den Namen von Harmjanz und Röhr noch einmal erscheinen.“ Diese Bemerkung kann nur der Uneingeweihte für wahr halten. Es waren bisher überhaupt noch keine Karten erschienen, sämtliche Karten, die bisher erschienen sind, stellen Neuschöpfungen der jetzigen Atlas-Leuting dar. Wildhagen könnte auch über Karten des Atlas garnichts schreiben, weil bis zum Juni 1936 noch keine Atlas-Lieferung erschienen war.

Wildhagen hat seine Arbeit, soweit es sich hat feststellen lassen, an einige seiner engsten Vertrauten und ehemaligen Mitarbeiter geschickt. Es müssen ungefähr im Ganzen 40 bis 50 Bücher verschickt worden sein. Bestimmt erhalten haben folgend deutsche Wissenschaftler seine Arbeit:

  1. 1. Spamer – Berlin
  2. 2. Lauffer – Hamburg
  3. 3. Peßler – Hannover
  4. 4. Metz – Freiburg
  5. 5. Maurer – Freiburg
  6. 6. Mitzka – Marburg
  7. 7. Freudenthal – Hirschberg
  8. 8. Bargheer – Halle
  9. 9. Kaiser – Greifswald

Es wäre nichts zu unternehmen, wenn nur Wildhagen und seine Freunde diese, die Interessen der deutschen Wissenschaft so außerordentlich schädigende Schrift besäßen; erheblich bedenklicher wird der Fall aber, wenn klar ist, daß Wildhagen seine Arbeit auch an zahlreiche Wissenschaftler des Auslandes verschickt hat. Hier werden natürlich die Ausführungen mit Freuden im antideutschen Sinne begrüßt werden und ihre Wirkung nicht verfehlen.

3. Gegenmaßnahmen sind unter allen Umständen wegen Gefährdung der Belange deutscher Wissenschaft an sich zu unternehmen.

Berlin, den 1. Juni 1938.

II. Herrn Professor Dr. Mentzel mit der Bitte um Kenntnisnahme und Stellungnahme.

III. Herr Oberregierungsrat Kasper mit der Bitte um Kenntnisnahme und Stellungnahme.

Rights

Please contact the Myrin Library Special Collections Department for permissions to use this document. https://www.ursinus.edu/library/archives-special-collections/

Report on a Manuscript by Eduard Wildhagen Criticizing the Atlas of German Folklore, June 1, 1938

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