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Description

Heinrich Harmjanz writes to Wolfram Sievers in 1944 to thank him for his holiday wishes and for thinking of him. Now in the military, he discusses former colleagues, whether or not to continue the Ahnenerbe folk studies journal, the protection of the Atlas of German Folklore materials during the war, and complexities of publishing.

Date

2-10-1944

Document Type

Letter

Keywords

Heinrich Harmjanz, Wolfram Sievers, Ahnenerbe, Atlas of German Folklore, Atlas der deutschen Volkskunde, Zeitschrift für Volkskunde, Journal of Folklore, Nazi Germany, World War II, folklore, folk studies, military, Hans Schwalm, Richard Wolfram, Erich Röhr, Walther Wüst, de Gruyter Verlag, Vienna, Frankfurt

Disciplines

European History | Folklore | Intellectual History | Social and Cultural Anthropology

Sender

Heinrich Harmjanz

Recipient

Wolfram Sievers

Corresponds to:

Folder 15, Document 16

Language

German

Transcription

den 10.2.44

001520 * 14.Feb.1944 Akt.Z.: [g / H / 1]

Mein Lieber Kamerad Sievers!

Endlich komme ich wieder dazu, Dir für Deine Briefe und sonstigen Gedenken herzlich zu danken. Sei bitte nicht ungehalten, daß das alles etwas spät kommt. Wir hatten bei der Truppe durch Feindeinwirkung viel Schaden und Durcheinander, dann mal wieder für einige Tage nach Haus und dort zwischen Scherben und sonstigem Ordnung zu bringen versucht, Sachen gepackt und mit Umständen fortbringen können usw, sodaß ich zunächst nicht viel zur eigenen Besinnung gekommen bin.

Deine Weihnachtsgabe für mich hat mich ebenso überrascht wie erfreut; am mei-sten aber danke ich Dir, daß Du mich in der Aufstellung der Mitarbeiter des Ahnenerbes, die Soldat sind, nicht nur nicht vergassen, sondern auch so besonders erwähnt hast! Du weißt vielleicht garnicht, wie gut das alles nach so manchen Enttäuschungen tut. Auch der Kalender des Ahnenerbes war mir eine Freude, besonders, wo es jetzt solche Kostbarkeiten ja gar nicht mehr gibt.

Bedankt sei Du auch, daß Du Dich um die Sachen des 'Atlas' kümmernlässt; wir hatten schon immer überlegt wohin im Ernstfall damit, wussten aber keinen rechten Rat, weil ja solch ein Wegbringen mit viel Geld (Kisten, Packer usw.) verbunden ist. Nun hast Du weiter eine Lösung gefunden und wir alle wollen hoffen, daß wir alles fortschaffen können, ehe etwas zerstört ist. Den Bericht über den letzten Tagesangriff auf Frankfurt habe ich noch nicht. Fräulein Dr. schrieb mir vor einigen Tagen, wegen der "Zeitschrift für Volkskunde" im Zusammenhang mit einem Brief von Dir deswegen an sie. Es ist richtig, daß ich Dir einmal davon sprach, die Zs mit dem 50.Jg einzustellen. Meine Beweggründe lagen in dem Tod Röhrs, meiner Militärzeit, dem Militärdienst fast aller Mitarbeiter usw. Verhehlen will ich Dir dabei nicht, daß ich damals auch unter dem Einfluß mancher Enttäuschung stand, die Du Dir ja denken kannst. Aber nun, wo sich manches für dieZs und auch mich geklärt hat, bin ich der Meinung sie auch unter erschwerten Umständen weiterzuführen. Was aber die Auffassung des Kameraden Wolfram-Wien betrifft, so kanni ch ihr nicht beipflichten. W. Ist vom Kameraden Wüst und auch mir etwa seit 1939 laufend gebeten und sogar aufgefordert worden, sich auch an der Zs zu beteiligen; er hat mir dann auch zugesagt, aber niemals seine Zusage gehalten. Wenn er sich beklagt, er müsse seine Aufsätze überall verstreut unterbringen, so brauchte er diese Sorge nicht zu haben und konnte sich leicht an die Volkskundezeitschrift des Ahnenerbes wenden und er wurde ohne Zögern seine Arbeiten los. Vielleicht lässt Du ihm das einmal mitteilen, aber er wird genau wie früher sich nicht gern‘ exponier’n wollen! Mehr ich nicht sagen; doch er täte der Sache einen grossen Gefallen, wenn er dem Ahnenerbe zuliebe auch in deren Zss schrieb als irgend bei kleinen Zss seine Aufsätze zu verstreuen. Dasselbe war es Schwalm; er hat immer alles Mögliche zugesagt, aber nicht einmal eine Besprechung sich leisten können. Noch eins darf ich gleich noch einflechten: die anliegende Abschrift eines Schreibens des Ahnenerbestiftungsverlages an mich gibt mir, was die rot unterstrichenen Stellen besagen, doch erneut zu denken Anlaß! Wenn ein Verleger mir mitteilt, daß er durch Druckkostenzuschüsse gar keinen Gewinn hat, so muß das jeder Autorals Aufforderung betrachten, in keinem Fall mehr Druckkostenzuschüsse unter den heutigen mühseeligen Verhältnissen beizubringen; man scheint den Verleger gar zu kränken?? Wenn aber seinen eigenen Worten der "Druckkostenzuschuß überhaupt erst die Herausgabe ermöglicht", so scheint der Verleger entweder nicht recht zu wissen, was er sagen will, oder er ist ein schlechter Kaufmann! Mir wäre es im vorliegenden Fall lieber, ich hätte wie der Zeiten mit dem Stiftungsverklag, wo es weniger schwierig und widerspruchsloser herging wie früher. Ich bitte Dich recht darum, daß auch hier wieder ungestörte Verhältnisse eintreten. Nur Deinetwegen, nicht des Verlages wegen bleibe ich mit der Zs beim Stiftungsverlag. Und Du weißt ja genau so wie ich, warum ich damals grade mit vielen Schwierigkeiten von de Gruyter-Verlag zu Euch überwechselte. Und es hatte mich bislang wahrhaftig nichg gereut. ---Nun bei(sei?) mir auch deshalb nicht bös, daß ich das auch noch Dir vortrug. Aber Du bist nun mal der "Vater vom Ganzen" dort, bei dem man weiß, daß es dann auch klappt, wenn Du Deine Hände über der Sache hast.

Ich hoffe, daß Du in den Weihnachts-und Neujahrstatagen mit Deiner Frau und den Kindern recht schöne Tage in Ruhe hattest. Ich weiß im Augenblick nicht recht, wo Du Deine Familie untergebracht hast; aber sie wird ja ganz in Sicherheit sein. Du selbst wirst wie immer viel um die Ohren haben und viel unterwegs sein. Ich wünschte Dir auch mal eine rechte Ausspannung, aber die kann man nach meiner Meinung nur beim Militär im Einsatz haben; da kommt man auf ganz andre Gedanken und entspannt sich.

Nun Schluß! Bleib gesund und bewahre mir Deine Kameradschaft. Einen Handkuß für Deine verehrte Gattin! Dir selbst alles Gute; ich bleibe mit Dank und herzlichen Grüssen wie immer an Dich in kameradschaftliche Verbundenheit und Heil Hitler

Dein [Harmjanz]

Rights

Please contact the Myrin Library Special Collections Department for permissions to use this document. https://www.ursinus.edu/library/archives-special-collections/

Letter from Heinrich Harmjanz to Wolfram Sievers, February 10, 1944

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