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Josef Wimmer

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In this report, Josef Wimmer adds his opinion on first, the position paper by the Reich Association for Dowsing which defends dowsing and proposes official measures to protect the practice and empower the association and second, a report from the SD in response to the Reich Association petition. Wimmer responds to criticism of dowsing included in the SD report while also recognizing sources of error that the Reich Association training fails to address. He concludes with proposals that would reorganize the association and strengthen the training and oversight capacities, placing the association within the oversight of the Ahnenerbe and encouraging further research and Ahnenerbe intervention.

Date

10-30-1940

Document Type

Report

City

Munich

Keywords

Reichsführer-SS, Head of the German Police, Chef der Deutschen Polizei, Heinrich Himmler, dowsing rods, Wünschelrutenwesen, Reich Association for Dowsing, Reichsverband für das Wünschelrutenwesen, geology, Paul Beyer, Kurt Osswald, Franz Wetzel, Berlin, Steglitz, Munich, Solln, Ahnenerbe, Reich Ministery of Health, Reichsgesundheitsamtes, Zeitschrift für Wünschelrutenforschung, Journal of Dowsing Rod Research, Stellvertreter des Führers, Deputy Führer, Rudolf Hess, Hermann Göring, Wilhelm Keppler, Reich Interior Minister, Reichsinnenminister, Reichsjustizminister, Reich Justice Minister, Vierjahresplan, Four Year Plan, Nazi Germany, SiPo, Sicherheitspolizei, Reinhard Heydrich, SD, Sicherheitsdienst, Bavarian People's Party, Bayerische Volkspartei, Sturmabteilung, Katholizismus, Natur und Kulture, Catholicism, Nature and Culture, Herold Verlag, Deutsche Arbeitsfront, German Labour Front, German Society for Combating Abuses in Healthcare, Deutsche Gesellschaft für Bekämpfung von Missständen im Gesundheitswesen, Erich Wasmund, Meeresgeologischen Forschungsstelle, Kiel, Marine Geology Research Center, Walther Gerlach, Physikalische Institut München, Physical Institute of Munich, Bavaria, Bayern, Carl Pomayer, Obergünzburg, Allgäu, decontamination devices, earth radiation, Reich Health Department, Reichgesundheitsamt, Preussischen Geologischen Landesanstalt, Prussian Geological Institute, Hannover, Mecklenberg, Silesia, Schlesien, Edwin Hennig, Tübingen, Württemberg, Schönecken, Krems, Josef Wimmer, Ahnenerbe, Department of Applied Geology, Abteilung für Angewandte Geologie, Roux Archive of Developmental Mechanics, Benno Romeis

Disciplines

European History | Folklore | Intellectual History | Social and Cultural Anthropology

Comments

Date and location are not mentioned, but surmised from other documents in the collection.

Sender

Josef Wimmer

Corresponds to:

Folder 12, Document 39

Language

German

Transcription

Zur Denkschrift des Reichsverbandes für das Wünschelrutenwesen und zum Bericht des S.D.

Der Reichsverband f.d. Wünschelrutenwesen bittet in seiner Denkschrift v.6.10.38 den Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei um Massnahmen zur einheitlichen Regelung des Wünschelrutenwesens im grossdeutschen Reich. Zu seiner Begründung, ebenso zu deren Beurteilung seitens des Sicherheitshauptamtes nehme, ich wie folgt, Stellung:

I. Bedeutung des Wünschelrutenproblems.

Wenn man die ganze Wünschelrutenfrage überblickt, so muss man bei unvoreingenommener und sachlicher Beurteilung feststellen, dass es sich nicht allein um ein wissenschaftlich interessantes, sondern auch um ein praktisch sehr wichtiges Problem handelt, dessen exakte Erforschung nach verschiedenen Richtungen hin von grosser Bedeutung werden kann. Es muss daher auffallen, dass bis heute dieses Problem keine allgemeine Anerkennung und bis vor wenigen Jahren noch keine gründliche wissenschaftliche Bearbeitung gefunden hat, obwohl aus der älteren und neueren Wünschelrutenliteratur hervorgeht, wie zahlreiche Erscheinungen im Bereich des Rutelns immer wieder von neuem entdeckt worden sind; eine Tatsache, die auf einen realen Hintergrund des Wünschelrutenphänomens gebieterisch hinweist. Schuld an dieser Unterlassung sind m.E. folgende Umstände:

a) Streitigkeiten über Zuständigkeit in solchen Fragen zwischen Geologen und Physikern auf der einen, zwischen Phsyiologen und Biologen auf der anderen Seite; b) Die Hilflosigkeit bei Inangriffnahme der Forschungsarbeit über Wünschelrute; c) Die bei Rutengängern und Wissenschaftlern bestehende - und bis in unsere Tage reichende Unkenntnis betr. die mannigfachen Fehlerquellen beim Rutengehen, die sehr häufig einwandfreie Ergabnisse verhindern.

Der geschilderte, gerade nicht erfreuliche Zustand berechtigt aber keineswegs zu dem Schluss, die ganze Frage beanspruche weder wissenschaftlichen noch praktischen Wert.

Es ist notwendig, in der Erforschung des W.R. Problems zwei getrennte Arbeitsgebiete zu unterscheiden:

1) Die wissenschaftliche Klarstellung der Ursachen und des Ablaufes der Rutenreaktion.

2) Die Ermittlung exakter und zu einwandfreien richtigen Ergebnissen führender Methoden der prakitschen Rutenarbeit.

Das erstgenannte Arbeitsgebiet hat sich im wesentlichen auf die Beantwortung der folgenden drei Fragen zu konzentrieren:

a) Welches ist die physikalische Energieform, die eine Rutenreaktion uaslöst? Die wichtigste der drei Fragen, weil erst ihre restlose Beantwortung zu objektiven Kontrollverfahren die notwendigen Grundlagen liefern kann.

b) In welcher Weise wirkt diese Energieform auf den physiologischen Empfangsapparat des Rutengängers?

Inwiefern und inwieweit können psychologische Faktoren den Wirkungsablauf der physikalisch-physiologischen Rutenreaktion beeinflussen bezw stören?

Beide Arbeitsgebiete müssen parallel nebeneinander laufen, in ihren Ergebnissen gegenseitig sich anregen und befruchten. Der ideelle wissenschaftliche Gewinn, den eine Klärung des ganzen Fragenkomplexes an neuen physikalischen und physiologischen Erkenntnissen bringt, und die praktisch=wissenschaftliche Bedeutung einer möglichst exakten und sicheren Rutenarbeit steht ausser Zweifel. Die unerlässiche Voraussetzung aber für den Einsatz und die ständige Verwertung der W.=R. in den einzelnen, hier in Frage kommenden Zweigen des wirtschaftlichen Lebens ist eine nach verlässigen und bewährten Methoden ausgerichtete Rutenarbeit, die ihrerseits wieder ein gut ausgebildetes und nach einheitlichen Normen geschultes Rutengängertum bedingt.

II. Der heutige Stand des Wünschelrutenwesens in grossdeutschen Reich

1) Die Organisation.

a) Es ist richtig, dass der Grossteil derer die Rutengänger sind oder es zu sein glauben, einer straffen Kontrolle unzugänglich ist. Nur ein geringer Prozentsatz ist organisatorisch erfasst im Reichsverband f.d. Wünschelrutenwesen. Davon gehört wieder nur ein Teil der sog. "Fachschaft" des Verbandes an. Die Vorbedingung für die Aufnahme in diese ist die Ablegung und das Bestehen einer sog. Rutengängerprüfung (Verbandsprüfung). Der Gesamtverband ist in einzelnen Bezirksgruppen und diese sind wieder in Bezirke aufgeteilt.

b) Schulung und Prüfung

Im Verband gibt es ungeprüfte und geprüfte Mitglieder. Zweimal im Jahr, Frühjahr und Herbst, ist Gelegenheit gegeben einen Kurs von ca. 8 tätiger Dauer mitzumachen, der für Fachschaftsanwärter und "Fortgeschrittene" gehalten wird. Im theoretischen Teil dieser Kurse werden in der Hauptsache geologisch=hydrologische Dinge, wenig oder gar nicht montanistische, auch nicht Erdölgeologie besprochen. Der praktische (rutengängerische) Teil besteht in einem Rutengang auf Wasser ev. noch auf eine geologische Verwerfung. Eine unbedingte Verpflichtung zur Ablegung einer Prüfung besteht nur für Fachschaftsanwärter. Nur Mitglieder der Fachschaft werden in erster Linie zur Ausführung von allenfallsigen Aufträgen vorgeschlagen; es besteht allerdings auch kein Hindernis, dass ungeprüfte Mitglieder des Verbandes mit Rutenarbeiten betraut werden.

Zur Beurteilung und Bewertung solcher Prüfungen ist folgendes zu sagen:

a) Die Methodik der Prüfung ist nur nach geologisch=hydrologischen Gesichtspunkten orientiert; sie gibt aber keinen Massstab für die Qualität der Rutentechnik des einzelnen d.h. der Art und Sicherheit seines Rutengehens, der Rutenempfindlichkeit, der Fähigkeit zur kritischen Beurteilung eines Rutenbefundes und einer sachgemässen Deutung der Rutenausschläge sowie zur Vermeidung von Fehlerquellen. Gerade aber von diesen Faktoren hängen weitgehend Erfolg und Ansehen des Rutenwesens ab. Auf das Individuelle des Rutengängers und seiner Technik ist demnach in solchen Prüfungen wenig oder gar nicht Bedacht genommen.

Die Schulung der Rutengänger durch den Verband ist der Zeit nach zu kurz, der Methodik nach einseitig und dürftig. Die veranstalteten praktischen Übungen lassen Systematik und Berücksichtigung der Fehlerquellen vermissen. Die Einseitigkeit der Schulungsmethoden besteht darin, dass fast nur nach dem Verfahren der sog. "geistigen Einstellung" gearbeitet wird, das Rutengehen also nur und allein psychologischen Faktoren nach Ansicht des Schulungsleiters zuzuschreiben ist. Damit aber wird ein Rutengängertum herangezogen, das die Gefahren sehr vieler Fehlerquellen beim Rutengehen überhaupt nicht kennen lernt und vielfach auch der Selbsttäuschung, vor allem hinsichtlich der Art des Befundes unterliegt. Das genannte Verfahren aber entzieht jeder Berücksichtigung physikalischer Hilfsmittel und Kontrollverfahren den Boden. Wenig oder gar nicht werden jene Rutengänger gefördert, die lediglich als biologische Indikatoren rein physikalischer Kraftäusserungen arbeiten. Diese Art des Rutengehens bedient sich nur physikalischer Methoden und ist daher physikalischen Kontrollmethoden zugänglich. Im ganzen betrachtet ist das Schulungs und Prüfungswesen des Verbandes in hohem Masse erneuerungs= und reformbedürftig.

2) Die Leistungen der Rutengänger

a) in der Forschungsarbeit.

Es hat nicht an Versuchen gefehlt, das W.=R.Problem und dessen wissenschaftliche Erforschung vom physiologischen oder psychologischen Standpunkt aus in Angriff zu nehmen. Ein nennenswerter Erfolg war ihnen nicht beschieden. Der Klärung der physikalischen Seite des Wünschelrutenproblems haben in den letztvergangenen 7 Jahren die in der Abteilung f. experimentelle Biologie der Anatomie in München (Prof Romeis) von J. Wimmer angeregten und gemeinsam mit Dr. Wüst durchgeführten Arbeiten gedient. Eine Reihe von physikalischen Eigenschaften des Wünschelrutenagens ist aufgedeckt worden und in systematischen Forschen und Tasten ist heute der Stand erreicht, wonach das Wünschelrutenproblem nach seiner physikalischen Seite hin grundsätzlich als gelöst betrachtet werden kann. Die einschlägigen Arbeiten zu diesem Forschungsgegenstand sind veröffentlich im Roux=Archiv f. Entwicklungsmechanik Bd. 131, 1934; Heft 3; in der Zeitschrift f. Wünschelrutenforschung 17. mit 21. Jahrgang (1936 - 1940.) In dieser Zeitschrift sind auch die Beiträge enthalten, die Oberstudienrat Dr. Wendler, Erlangen, zum physikalischen Teil des W.=R.Problems geleistet hat.

Hinsichtlich der Erforschung der rutenwirksamen Energieform ist demnach die Arbeit bereits über das Anfangsstadium hinaus gediehen und die Wünschelrutenfrage ist damit aus dem Bereich des "Okkulten" in den des physikalisch Fassbaren gerückt. Leider werden diese Tatsachen von den Gegnern der Wünschelrute teils totgeschwiegen, teils bekämpt, besonders aus dem Kreise der Physiker und Geologen. Stichhaltige Gegenbeweise, die das vorgelegte Tatsachenmaterial widerlegen könnten, wurden bis heute nicht erbracht.

b) in der praktischen Verwendung der W.=R.

Die Tatsache, dass in vielen Hunderten von Fällen positive, gut beglauptigte Rutenerfolge erzielt worden sind, kann ein objektiv zur Sache eingestellter Beobachter nicht mehr bestreiten. Die der Denkschrift des Reichsverbandes beigefügten Erfolgsberichte haben den Nachteil, dass in keinem der Fälle Ort und Zeit der Rutenarbeit angegeben sind, der Name des Rutengängers fehlt und Augenzeugen nicht benannt sind, sodass eine sofortige Kontrolle ohne vorherige Anfrage beim Reichsverband unmöglich ist. - Schon seit mehreren Jahrzehnten ist das Hauptarbeitsgebiet der Rutengänger die Wassersuche. Hier sind auch die meisten Erfahrungen - gute, wie schlechte - gemacht worden.

Tatsache ist ferner die Brauchbarkeit der Wünschelrute für Vorgeschichts = und ALtertumsforschung. Sie ist wiederholt - ich beziehe mich hier auch auf eigene Erfahrungen - unter Beweis gestellt worden. Hohlräume, natürliche Höhlen lassen sich recht gut mit der Rute feststellen.

Tatsache ist weiter, dass Rutengänger mit befriedigendem Erfolg eingesetzt worden sind bei der Anlage von Tief= und Stollenbauten, von Bahn- und Kanaleinschnitten, also in Fällen, wo schädigende Wirkungen unterirdischer Wasserläufe rechtzeitig unterbunden werden konnten. Mineral= und Thermalquellen sind mit Erfolg von Rutengängern aufgefunden worden. Kultur bauämter, die auf Einsparungen in Zeit und Geld bedacht sind, bedienen sich schon seit Jahren rutentechnischer Methoden für ihre Dränierungs= und Entwässerungsarbeiten mit sichtlichem Erfolg. Elektrizitätswerke und Brandversicherungen haben Rutengänger beigezogen, um durch richtige Erdung des Blitzableiters in Grundwasserläufen die Blitzgefahr für elektrische Freileitungen und Gebäude zu beheben. Die Erfolge sind hiebei nicht ausgeblieben.

Mit dem Aufsuchen von unterirdischen Wasserläufen ist meistenteils die Bestimmung der Tiefenlage des Rinnsales verbunden; denn der Auftraggeber will aus Gründen der Kalkulation und Finanzierung wissen, wie tief gegraben oder gebohrt werden muss; Dr. Oswald hat die Tiefenangaben verlässiger Rutengänger mit den tatsächlich erbohrten Tiefen in 442 Fällen verglichen und festgestellt, dass 61,5% der Angaben auf 2 m genau, 17,8% der Fälle auf 2-5 m der wirklichen Tiefe nahe kamen. Wären die Tiefenangaben bezüglich ihrer Richtigkeit ein Spiel des Zufalles oder das Ergebnis des Ratens auf "Gut Glück" oder - wie Prof. Wasmund, Kiel meint - "Sonderfähigkeiten einzelner Menschen in seltenen Augenblicken", so würde die Wahrscheinlichkeitsrechnung, die man ja so gerne zur Beurteilung von Rutengängererfolgen heranzieht, höchsten 10% Treffer gegenüber 61,5%. Hierin liegt ein stichhaltiger Beweis nicht bloss für die Brauchbarkeit der Leistungen zuverlässiger Rutengänger, sondern auch für die Realität des Wünschelrutenproblems überhaupt.

Geschulte Rutengänger können den Geologen beim Aufsuchen von Gesteinsstörungen (Verwerfungen) nachweislich mit Erfolg behilflich sein; grundsätzlich möglich ist es- nach eigenen Erfahrungen- Gesteinsarten und Gesteinsgrenzen einwandfrie festzulegen.

Die Verwendung der Wünschelrute zum Aufsuchen bergbaulicher Objekte (Erze, Kohlen, Salz, Erdöl) ist noch wenig durchgebildet. Wir wissen zwar, dass im Mittelalter und noch später bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts im Erzbergbau ausgiebiger Gebrauch von der Wünschelrute gemacht worden ist und wir schliessen hieraus auf gute Erfahrungen. Aber schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrunderts verliert der Rutengänger als Bergwerksbeamter seine damals rasch erlangte Bedeutung. Auf Grund eigener Erfahrungen stelle ich fest, dass bei hinreichender Rutenempfindlichkeit auch die zum Teil recht schwierigen Aufgaben, die der Bergbau an ihn stellt, mit Erfolg gelöst werden können.

In dem hier umrissenen Leistungs= und Arbeitsgebiet kann selbstverständlich nur ein befähigter, zuverlässig arbeitender und bestgeschulter Rutengänger sich mit Erfolg betätigen. Es verrät Mangel an Sachkenntnis und Erfahrung, wenn Dr. Wasmund behauptet: "Beim bisherigen Stand der Wünschelrutenfrage sei die Rute wissenschaftlich und praktisch völlig unbrauchbar."

3 Die Misserfolge-.

Sie sind leider Tatsache, die aber mit dem Hinweis auf Misserfolge in anderen Berufszweigen nicht entschuldigt und aus der Welt geschafft wird. Ursachen sind manigfach, hauptsächlich aber in den nachstehend bezeichneten Umständen zu suchen:
a) Mangel an rutentechnischer Ausbildung und Erfahrung;
b) Einbildung und Unbelehrbarkeit sehr vieler Rutengänger;
c) Fehlen jeglicher Kontrollen und Betreuung des Grossteils der Rutengänger - auch der Reichsverband vermochte seit seinem Bestehen hier nicht Wandel zu schaffen- ;
d) die Gleichgültigkeit bezw. die fast nur ablehnende Haltung jener Kreise der Naturwissenschaft, deren Pflicht es gewesen wäre auf dem Gebiete der W.=R. Forschung sich einzuarbeiten und die Forschung selbst vorwärts zu treiben;
e) der den Rutengänger bezw. "Auchrutengänger" lockende materielle Vorteil des Auftrags, der ihm dazu verführt Aufgaben zu übernehmen, denen sein rutentechnisches Können nicht gewachsen ist.

An der Beseitigung der genannten Missstände tatkräftig mitzuarbeiten ist das Gebot der Stunde. Mit dem so und so oft wiederholten hinweis auf die Mißerfolge und bestehenden Mißstände seitens der Gegner des W=.R.Problemes, ferner auf die daraus erwachsenen Schäden ist niemandem gedient und die Sachlage wird dadurch nicht gebessert. Eine Sichtung und reinliche Scheidung der Rutengänger nach den Richtlinien der bisher aus der Erforschung des Rutenproblems gewonnenen Erkenntnisse wird hier der allein richtige Weg sein.

III. Einstellung der wissenschaftlichen Kreise zum W.=R. Problem - die Gegner des Wünschelrutenwesens.

1) Prof. Wasmund behauptet: "Alle Versuche von verschiedenen Fachwissenschaftlern mit Rutengängern haben negative Resultate gehabt". Dies mag an sich richtig sein; jedoch ist, wie in den experimentellen Wissenschaften überhaupt, auch für den Ablauf und das Ergebnis eines Versuches mit Rutengängern die ganze Anlage desselben von ausschlaggebender Bedeutung. Ich stelle hiezu fest, dass die mir bekannt gewordenen "Versuche" zum W.=R.Problem, die in den letzten Jahren von verschiedenen Fachwissenschaftlern (Physiker, Geologen, Mediziner) durchgeführt worden sind, schon in ihrem Aufbau wie auch in der Art der Durchführung den Grundforderungen einer exakt sein sollenden Experimentaluntersuchung nicht entsprechen. Man arbeitet nämlich - wohl aus Mangel an Sachkenntnis - mit der unrichtigen Grundgleichung: "Rutengänger = Rutengänger" und berücksichtigt so und so viele Fehlerquellen nicht. Es ist daher völlig ungerechtfertigt, auf die Ergebnisse solcher Versuche ein so weittragendes Urteil bezw. die völlige Abhlehnung des W.=R.=Phänomens zu gründen. Zur Erforschung des Rutenproblems haben diese Versuche bis heute nichts beigetragen.

2) Prof. Wasmund behauptet ferner:
Die Geologen seien am meisten daran interessiert, dass eine Klärung des W.=R.=Problems herbeigeführt werde. Dies mag für einen Teil der Geologen durchaus richtig sein; jedoch wird gerade von amtlicher geologischer Seite auch der ernsthaften Wünschelrutenforschung jegliche Förderung versagt.

3) Im Gutachten des S.D. (Seite 8) äussert sich ein "anderer Sachkenner"- Name fehlt - über Rutengänger und Wünschelrutenfrage. Seiner Ansicht, dass die Rutenreaktion möglicherweise durch einen physikalischen Faktor ausgelöst werde, ist zuzustimmen. Er gibt sogar zu, dass der Rutengänger auf diese Weise "etwas" feststellen könne. Unverständlich bleiben daher die darauffolgenden Ausführungen, in denen er trotz der zugegebenen physikalischen Seite des Rutenproblems in ganz einseitiger Weise die Zuständigkeit für dessen Lösung den Psychologen oder auch dem Psychiater (!?) zuweist. Schliesslich unterstellt er dem Rutengänger überhaupt nur mehr absichtliche Täuschung und scheint damit eine wissenschaftliche Klärung des Problems für unnötig zu halten.

Mag er in letzterem einzelne Scharlatane, Dilettanten und Nichtskönner charakterisieren, so ist doch seine diesbezügliche Verallgemeinerung für das ganze Rutengängertum durchaus unzulässig.

Aus den Darlegungen dieses Gewährsmanns geht nicht hervor, inwieweit er seine Behauptungen durch Beweise stützen kann. Überhaupt erwecken die Ausführungen dieses "Sachkenners" den Eindruck, daß er von dem Gesamtinhalt der Wünschelrutenfrage nur unklare Vorstellungen besitzt und die bisherige wissenschaftliche Bearbeitung dieser Frage und ihre Ergebnisse nicht kennt.

4) Auch in der Bewertung der tatsächlichen praktischen Erfolge der Rutengänger nehmen Physiker und Geologen eine ablehnende Haltung ein, meistenteils unter Hinweis auf die sog. Wahrscheinlichtkeitsgesetzte.

a) Wenn Prof. Gerlach, München behaptet, 90% der norddeutschen Tiefebene seien wasserhaltiges Gelände, wenn Hocheder angibt, unter mindestens 2/3 der Oberfläche Bayerns stehe Wasser, so mögen diese Behauptungen an sich richtig sein. Unzulässig ist es aber Erfolge und Betätigung der Rutengänger auf diesem Gelände damit entwerten zu wollen, dass man sagt, jede Bohrung müsse (mit 90% bezw. 67% Wahrscheinlichkeit) auf Wasser stossen, es sei keine Kunst hier Wasser zu finden, der Rutengänger sei daher entbehrlich.

Diese Behauptungen gehen an den tatsächlichen Verhältnissen vorbei und beachten nicht die wesentlichen Gesichtspunkte, auf die es einem Siedler, Bauern oder Fabrikbetrieb ankommt, wenn er aus rein wirtschaftlichen Erwägungen eine Suche nach Wasser durch einen Rutengänger veranlasst, nämlich auf die Tiefenlage des Laufes und die zu erfassende Wassermenge. Nicht an jeder Bohr- oder Grabungsstelle findet sich erfahrungsgemäss Wasser, auch nicht in jeder beliebigen Tiefenlage. Ebensowenig darf damit gerechnet werden, dass jeder rutentechnisch gefundene Wasserlauf wirklauch hinreichend Wasser führt. Wenn daher ein erfahrener Rutengänger einen Wasserlauf in günstiger Tiefe und von hinreichender Schüttung feststellt, wenn sodann die nachfolgende Bohrung oder Grabung seine Angaben bestätigt, so ist dies ein Erfolg, dessen Bewertung sich nicht nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit richtet.

b) Wenn Bergrat Werner die auf Rutenangaben hin erfolgten Fehlbohrungen auf Kalisalz bezw. Erdöl oder Wasser aufzählt, so sind diese Tatsachen sicherlich ein Beweis für die Unfähigkeit der dort arbeitenden Rutengänger, nicht aber Grund, die Wünschelrute als "praktisch völlig unbrauchbar" zu bezeichnen.

Alles in allem genommen wäre es im Interesse der Sache und der erwähnten Fachwissenschaften angebracht, wenn seitens ihrer Vertreter am Gesamtkomplex der Wünschelrutenfrage nicht nur negative Kritik geübt, sondern mehr positive und förderliche Arbeit hiezu geleistet würde.

c) Es ergibt sich die Notwendigkeit den Begriff
"Sachkenner auf dem Gebiet des W.=R.=Wesens"
näher zu umreissen.

Sachkenner sind nicht Physiker, Geologen, Mediziner auf Grund ihres Fachwissens, das sie an das völlig Neue des Rutenphänomens herantragen und auf Grund dessen sie mit dogmatischer Voreingenommenheit und in grösster Einseitigkeit das komplexe Wesen der Wünschelrutenfrage beurteilen zu können glauben. Soferne sich daher Vertreter genannter Fächer mit dem Wünschelrutenproblem befassen, muss von ihnen gefordert werden, dass sie sich eingehend mit der Literatur hierüber beschäftigen, vor allem und in erster Linie mit den schon erwähnten bisherigen wissenschaftlichen Bearbeitungen des Rutenproblems in sachlicher Weise auseinandersetzen und schliesslich durch eigene experimentelle Untersuchungen über das Wünschelrutenproblem dessen Erforschung zu förder suchen.

IV. Vorschläge zur einheitlichen Regelung des Rutengängerwesens.

1) Organisation.

a) Der Reichsbund für das Wünschelrutenwesen wird neu aufgebaut und übernimmt dann die gesamte Kontrolle über das deutsche Rutengängertum.

b) Ausserhalb des Reichsverbandes stehenden Rutengängern ist jede gegen Entgelt ausgeführte oder mit Verantwortung verbundene rutentechnische Tätigkeit verboten.

c) Auch Mitgliedern des Reichsverbandes ist jede honorierte Tätigkeit untersagt, bevor sie nicht eine länger daurende Schulung durchgemacht und ihre Eignung zu einem oder mehreren Zweigen der Rutenarbeit unter Beweis gestellt haben.

2) Schulungs- und Prüfungswesen.

a) Für die theoretische und rutentechnische Ausbildung der Rutengänger werden je nach Bedarf mehere Schulungskurse abgehalten, die im methodischen Aufbau und in engem Zusammenhang mit dem Fortschritt der wissenschaftlichen Erforschung des Rutenproblems durchzuführen sind.

b) Den Abschluss der Schulung bildet eine eingehende, auf das vom Rutengänger gewählte Sondergebiet abgestimmte Prüfung.

c)Schulung und Prüfung leitet der Reichsverband. Dieser selbst ist der Lehr- und Forschungsgemeinschaft "Das Ahnenerbe" unterstellt.

3) Für die so aufgebaute Rutengängerorganisation wird um polizeiliche Anerkennung und staatlichen Schutz nachgesucht.

4) Ausführung öffentlicher und privater Rutenarbeiten

a) Im Zuge der fortschreitenden Ausbildung werden Rutengänger zunächst probeweise (ohne Entgelt) zu Arbeiten auf dem Gebiet des Wassersuchens, des Bergbaues und der Ölsuche zugelassen.

b) Bei Bewährung in der Praxis erhält ein Rutengänger die Erlaubnis, gegen Entgelt private oder behördlich Aufträge seines Arbeitsgebietes im Sinne der Verlautbarung des Reichsinnenministers vom Juni 1937 und des neuen Bergwerksgesetzes auszuführen.

c) Sollte sich aus den Zeitumständen heraus die Notwendigkeit ergeben, noch vor der endgültigen organisatorischen Regelung erprobte Wünschelrutengänger im Bereiche der Wirtschaft und der Wehrmacht zum Einsatz zu bringen, so schlage ich vor, dass im Einvernehmen mit dem "Ahnenerbe" übergangsbestimmungen getroffen werden, die für diese Zeit die Auswahl der Rutengänger und ihren Verwendungsbereich festlegen.

5) Leitung der wissenschaftlichen Forschungsarbeit.

a) Die wissenschaftliche Erforschung der Wünschelrutenfragen wird in all ihren Zweigen der Lehr- und Forschungsgemeinschaft "Das Ahnenerbe" unterstellt.

b) In allen wichtigen Fragen, die die praktische Verwendung der Wünschelrute in den verschiedenen Gebieten der Wirtschaft etc. betreffen, insbes. auch in allen Fällen, wo es sich um die Entscheidung über Verbot oder Freigabe eines Buches oder einer Denkschrift über Wünschelrute bezw. Pendel handelt, soll stets auch die gutachtliche Mitwirkung der Abteilung "Angewandte Geologie" der Lehr- und Forschungsgemeinschaft "Das Ahnenerbe" eingeschaltet werden. (Dezernat!)

c) Den Vertretern der Wissenschaftszweige: Physik, Geophysik, Geologie, Bergbau und Medizin, ebenso dem Leiter der "Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung von Mißständen im Gesundheitswesen" wird die Neuordnung des Rutengängerwesens bekannt gegeben.- Es soll auf sie eingewirkt werden, unsachliche und jeder Grundlage entbehrende Angriffe gegen das Rutenproblem als solches wie auch gegen jene deutschen Volksgenossen, die sich damit in ernsthafter wissenschaftlicher oder praktischer Weise befassen, einzustellen.

d) Damit sachliche Arbeit in Forschung und Praxis der Wünschelrute fortan ungestört verlaufen kann, haben Aufsätze, Notizen, die sich in unsachlicher aggressiver Weise mit dem Wünschelrutenproblem und seinen Bearbeitern befassen, in Zeitschriften, Tages- und Wochenblättern zu unterbleiben oder sind aber der Forschungsstätte für "Angewandte Geologie" im "Ahnenerbe zur vorherigen Prüfung einzusenden. Erwünscht ist hingegen intensive Mitarbeit von Vertretern genannter Wissenschaftszweige sowie frischfröhlicher Meinungsaustausch über die einschlägigen Fragen. Sachliche und nur sachliche Kritik wird kein ernsthafter Wünschelrutenforscher zu scheuen haben.

Der Leiter der Abteilung f. "Angewandte Geologie" im "Ahnenerbe"
Jos. Wimmer
Stud.Prof.

Rights

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Report by Josef Wimmer on the Position Paper by the Reich Association for Dowsing and the S.D. Report, October 30, 1940

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